Musik und Malerei

Im Casa Aulenkamp in Schwalmstadt-Ziegenhain ist im Moment „Hochsaison“. Roswitha Aulenkamps „Klangbilder“ werden weiterentwickelt, gerahmt und bespielt.
Was hat es mit dem Projekt auf sich?
Dazu einige Kurzinfos:

  • Roswitha Aulenkamp ist gebürtige Hessin aus Ziegenhain (Schwalmstadt)
  • Eine großartige Pianistin mit Konzerten in Deutschland und International, Musikpädagogin
  • Wiederentdeckerin vergessener Komponistinnen
  • Komponistin der Neuen Musik besonders in Zusammenarbeit mit bildenden Künstlern
  • Verbreiterin von Klassischer und Neuer Musik nicht nur in vielen Orten Hessens, sondern auch in Frankreich, Italien, Rußland, Ukraine, Schweden, Syrien, Türkei, Marokko, Österreich, Schweiz und Mexiko

Das Künstlerische liegt in er Familie, es gab schon in den Zwanzigern einen Kunstprofessor in Berlin und gibt auch weitere Kunstbegabte und Anverwandte. So wollte R. A. in jungen Jahren immer Musik und Malerei studieren. Bald aber merkte sie, dass Frau und man nur e i n e Sache richtig zustande bringen kann.
Dennoch wurde ihr Leben von Musik u n d Malerei bestimmt besonders durch die Verknüpfung bildender Kunst in den Documenta-Jahren als sie mit verschiedenen Malern z.B. Arnold Bode (Documenta-Schöpfer ) zusammenarbeitete. Wahrscheinlich floss zunächst unbewusst das malerisch-graphische in ihre Partituren ein. Bis eines Tages ein Freund meinte, dies seien ja schon Bilder-Partituren. Und so entstand dann bewußt in den letzten 10 Jahren eine Serie von Bildern, „Klangbildern“, die auch schon ausgestellt wurden (Marburg, Berlin). So kann R. A. jetzt bekennen: „Jetzt habe ich mir einen ganz großen Wunsch anders erfüllt.“
Roswitha Aulenkamps ganzes Schaffen ist ein Phänomen.
In einer Zeit, in der sich Menschen immer mehr spezialisieren und zu Fachidioten bilden, schafft sie es, das Bildungs und Kunstideal des 18./19.Jh. wieder zu beleben, als es noch ein Studium Generale gab und Literatur und Kunst und Musik in Zirkeln und Salons als Ganzes gepflegt wurden.
R. A. besitzt diese seltene Begabung bildende Kunst, Musik und Dichtung in eigenem Schaffen miteinander zu verbinden. Anknüpfend an die berühmte Salonkultur des 19.Jahrhunderts hat sie ihr altes Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert für literarisch-musikalische Veranstaltungen geöffnet.
Es gibt jeden letzten Samstag im Monat (bis September) von 18 bis 19.00 Uhr Kunstgespräche und musikalische Beispiele zum Thema „Klangbilder“.
Bitte nur mit Anmeldung: 06691-6213 oder 0151 43172907

Zu den Bildern
Im Paul Gerhard Stift, einem alten Diakonissenhaus in der Müllerstraße Berlin-Wedding, hat ein Künstler die Kapelle mit Bildern zu bekannten Paul Gerhard Liedern ausgestaltet. Wenn wir uns auch noch singend in diese Glasmalerei vertiefen, können wir einen tieferen Zugang zu den Chorälen gewinnen.
Roswitha Aulenkamp ist auf eine ursprüngliche Art und Weise Vergleichbares gelungen. Aus ihrer reichen Phantasie und Spontanität heraus, vermute ich mal – war es ihr beim Komponieren einfach zu langweilig, ihre Klangideen stur mathematisch auf die abgezirkelten Notenlinien zu setzen. So gestaltete sie schon mal Noten mit Kringeln oder mit herunterhängenden Hälsen, da werden Noten auch mal zur Kaulquappe oder Notenlinien kommen wellenartig in Bewegung und R.A. setzt individuelle, ganz neue Musik-Zeichen in die Welt der strengen Partitur.
Wie gesagt, sie bekam den Anstoß, diesen unbewußten Ansatz bildender Kunst auszubauen und bildgestalterisch weiter zu entwickeln.
Was daraus geworden ist, können wir in dem Bild „Farbenklavier“ bewundern.
Da wachsen auf nüchternen Notenlinien blühende Landschaften oder Noten ergießen sich in Wälder und Seen und zeichnete die Musik in Wind und Wellen, da ballen sich Notenkonglomerate zu Wirbelstürmen zusammen. Und auf einmal sind durch alles hindurch der Umriss eines Flügels mit seiner Klaviatur zu erkennen.
Farbenklavier hält fest, was eigentlich gar nicht fest zu halten und zu fassen ist, wie Roswitha Aulenkamp das Klavier nicht nur spielt, sondern anfeuert, verführt, ausweidet, umfängt und Ungeahntes herausholt.
Diese Vielseitigkeit und Dynamik ihres Spiels ist in den Notenbildern interessant und vortrefflich festgehalten.
Die Bilder sind einerseits ausdrucksstarke Interpretationen der bewegten Musik von R.A., der Hörer erkennt als Betrachter ihre Musik wieder. Und andererseits ziehen sie die Blicke auch desjenigen an, die die Musik von Roswitha Aulenkamp nicht kennen, die Bilder regen die musikalischen inneren Seiten der Betrachter an und bringen eigene Musik in uns selbst zum Hören und Klingen. Es sind Bilder die einen festhalten und immer Neues entdecken lassen.
Wir sind dankbar für ihre Musik und die Klangbilder.

Michael Rannenberg, Berlin